Samhain

fotografiert von Sophie Eckhart


Samhain war früher der Beginn des neuen Jahres. In der dunkelsten Zeit wird der Grundstock für das neue Jahr gelegt.

Jetzt ist die Jahreszeit, wo sich alles Leben in die Erde zurück zieht. Die Blätter fallen von den Bäumen und der Saft zieht sich in die Wurzeln zurück. In den Blattachseln haben sich bereits Knospen gebildet aus denen im Frühjahr die neuen Blätter austreiben.

Viele Pflanzen sind abgestorben, aber in der Erde wartet der Same, dass er im Frühling wieder austreiben kann.

Die Tiere bereiten sich auf den Winter vor. Einige sterben, andere halten Winterschlaf oder fressen sich eine Fettschicht an um den Winter zu überleben.

Die Tage werden immer kürzer und oft ist es draußen nass und kalt und die Nebelschwaden lassen keine Sonne durch.

Unsere Vorfahren haben sich um diese Zeit in die Häuser zurück gezogen zum Spinnen und Geschichten erzählen. Die Arbeit auf den Feldern war abgeschlossen. Was sich jetzt noch draußen befindet, gehört den Geistern. Oft wurde das Vieh geschlachtet, das den Winter nicht überleben würde. Man hat noch einmal geschlemmt und gefeiert. Auch in unserer hektischen Zeit sollten wir immer wieder unserem Bedürfnis nach Rückzug in die inneren Welten nachgeben und uns mehr Zeit und Ruhe gönnen. Wir können uns auch bewusst machen, was wir im letzten Jahr verloren haben, Menschen die von uns gegangen sind, Beziehungen die sich verändert haben, Wünsche die sich nicht erfüllt haben, das Ende einer Arbeitsstelle, Kinder die ausgezogen sind. Wir dürfen unsere Gefühle von Trauer und Schmerz zulassen und auch weinen über alles was wir verloren haben.

Diese Jahreszeit zeigt uns, dass es ohne Tod kein Leben gibt. Scheinbar ist alles abgestorben, aber in der Erde wartet der Same auf den Frühling.

Es ist die Zeit wo wir unserer Verstorbenen und unserer Ahnen gedenken.

Früher hat man die Ahnen eingeladen an den Tisch, hat ein Teller für sie hingestellt oder man hat Essen für sie hinaus gestellt.

Zu dieser Zeit sind die Schleier zur Anderswelt besonders dünn und wir können viel leichter mit den Ahnen und den Wesen aus der Anderswelt in Kontakt treten.

Es ist eine gute Zeit um alles Alte und alles was uns im letzten Jahr belastet hat loszulassen. Ein guter Tag um unserem wahren Innersten Kern zu begegnen. Wir leben sehr oft zu viel im Außen und vergessen dabei auf unser wahres Sein.

Jetzt beginnt die Zeit der grundlegenden Verwandlung, die alles Überflüssige sterben lässt. Nur der Kern bleibt übrig aus dem das Neue entstehen kann. Nichts ist für immer verloren, in einem ständigen Transformationsprozess wird alles verwandelt.

So wie im Winter nur der Same überlebt, sollten auch wir überlegen was unser Same unsere wahre Essenz ist.

Gestärkt durch die Kraft der Ahnen und durch Erlebnisse in der herbstlichen Natur dürfen wir uns an diesem Tag wieder ein Stück weit mehr kennen und spüren lernen.